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Sind Winterreifen in der Schweiz im Winter Pflicht?

Sind Winterreifen in der Schweiz im Winter Pflicht?

Keine Winterreifenpflicht, aber klare Regeln: Was das Gesetz wirklich verlangt.


Die Schweiz schreibt Winterreifen nicht explizit vor. Doch das bedeutet nicht, dass man ohne Konsequenzen mit Sommerreifen im Winter unterwegs sein darf. Das Schweizer Verkehrsgesetz verpflichtet jeden Fahrer dazu, sein Fahrzeug jederzeit sicher zu führen und so auszurüsten, dass es den Wetterverhältnissen entspricht.

Zwei zentrale gesetzliche Grundlagen:

Art. 31 SVG – Beherrschung des Fahrzeugs
Fahrende müssen ihr Auto jederzeit sicher kontrollieren können, das schliesst die passende Bereifung ein.

Art. 29 SVG – Betriebssicherheit
Die Ausrüstung des Fahrzeugs muss den Strassen- und Wetterbedingungen angepasst sein.

Das bedeutet:

Auch ohne offizielle Winterreifenpflicht ist das Fahren mit Sommerreifen bei Schnee und Eis rechtlich nicht zulässig, weil Sommerreifen technisch nicht für winterliche Bedingungen geeignet sind. Viele Autofahrer denken: „Solange es keine Pflicht gibt, kann mich niemand büssen.“

Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall:
Wenn du im Winter mit Sommerreifen unterwegs bist und ins Rutschen kommst, blockierst, Unfall verursachst oder sogar nur den Verkehr behinderst, drohen dir sofort rechtliche Konsequenzen.

 


Warum Winterreifen faktisch „Pflicht“ sind: Die Physik entscheidet.

Auch ohne Gesetz ist die technische Realität eindeutig. Der Unterschied zwischen Sommer- und Winterreifen ist gewaltig, nicht nur bei Schnee. Unter 7 °C wird die Gummimischung von Sommerreifen hart und verliert Haftung. Winterreifen bleiben weich, flexibel und griffig.

Sommerreifen bei Kälte:

  1. längere Bremswege

  2. deutlich schlechtere Haftung

  3. kaum Traktion beim Anfahren

  4. Kontrollverlust bei nasser oder gefrorener Fahrbahn

  5. ABS/ESP kann nicht korrekt arbeiten

Winterreifen bei Kälte:

  1. optimale Haftung auf kaltem Asphalt

  2. kürzere Bremswege

  3. Verzahnung im Schnee

  4. stabiler Geradeauslauf

  5. deutlich höhere Sicherheit


Bereits bei +5 °C, selbst ohne Schnee, bremst ein Sommerreifen im Ernstfall über 10 Meter länger als ein Winterreifen, das kann zwischen „gerade noch gut gegangen“ und „Totalschaden“ entscheiden.

Und noch schlimmer:
Viele Wintersituationen entstehen unerwartet, ein schattiger Abschnitt, ein Bergabschnitt, Nachtfrost, gefrorene Feuchtigkeit auf der Autobahn, Nebelnässe im Mittelland.

 


Die Versicherung: Wo es wirklich teuer wird!

Ein Faktor, den viele nicht kennen oder unterschätzen: Versicherungen.

Wenn du im Winter mit Sommerreifen unterwegs bist, riskierst du:

  1. Mitschuld bei Unfällen

  2. Kürzung der Versicherungsleistung

  3. Selbstbehalt-Erhöhungen

  4. Regressforderungen

  5. Schadenersatzklagen

Das kann selbst dann passieren, wenn du eigentlich keine Schuld trägst.

Ein Beispiel:
Du rutschst in einer Kurve leicht weg, das Auto hinter dir kann nicht mehr rechtzeitig bremsen und fährt auf. Du hast Sommerreifen montiert.
Die Versicherung kann nun geltend machen: Mit Winterreifen wäre der Rutscher vermeidbar gewesen.

Die Folge: Du erhältst automatisch eine Teilschuld, in manchen Fällen bis zu 50%.
Kommt es dabei zu Personenschäden, können die Kosten schnell existenzbedrohend werden.

Gerichte haben mehrfach entschieden, dass das Fahren mit Sommerreifen bei Temperaturen unter 7 °C als grob fahrlässig gilt.

 


Ab wann du auf Winterreifen wechseln solltest!

Die bekannte Faustregel „O bis O: Oktober bis Ostern“ ist in der Schweiz besonders sinnvoll, weil das Wetter in diesen Monaten regelmässig winterliche Bedingungen mit sich bringt.

Empfohlene Wechselzeitpunkte:

  1. Mittelland: Mitte bis Ende Oktober

  2. Bergregionen: Ende September

  3. Städte: spätestens Anfang November

  4. Pendler / Autobahnfahrer: früher wechseln empfohlen

Warum so früh?

Weil Kälteeinbrüche oft plötzlich kommen und Werkstätten im Oktober/November komplett überlastet sind. Und der grösste Leistungsverlust von Sommerreifen entsteht bereits ab 10 °C fallend, nicht erst bei Schnee. Herbstmorgen mit 3–6 °C sind vollständig winterrelevant, auch ohne Schneefall.

 


Woran du bei Winterreifen wirklich denken solltest


Profiltiefe

Die gesetzliche Mindestprofiltiefe liegt in der Schweiz bei 1,6 mm.
Praktische Empfehlung: Für Winterreifen sollten es mindestens 4 mm Restprofil sein, darunter verschlechtern sich Grip und Bremsverhalten stark.

Reifendruck
Im Winter lohnt es sich, den Reifendruck leicht zu erhöhen (z. B. um etwa 0,2 bar), da kalte Luft sich zusammenzieht, so bleibt das Fahrverhalten stabil.

Alter der Reifen
Auch wenn das Alter nicht gesetzlich limitiert ist: Winter- oder Ganzjahresreifen sollten nach etwa 6 Jahren ersetzt, spätestens aber nach 8 Jahren werden. Mit zunehmendem Alter nimmt Elastizität und Haftung ab.

Kennzeichnung M+S vs. 3PMSF

  • Das Kürzel „M+S“ (Mud & Snow) bedeutete früher „geeignet für Matsch und Schnee“, sagt aber heute wenig über echte Wintertauglichkeit aus. 

  • Das Symbol 3PMSF (Three-Peak-Mountain-Snowflake) hingegen zeigt an, dass der Reifen erfolgreich in standardisierten Wintertests geprüft wurde und damit tatsächlich für Schnee, Eis und winterliche Bedingungen geeignet ist. 

Warum viele Ganzjahresreifen nicht ausreichen
Viele Autofahrer fahren mit reinen Ganzjahresreifen, oft lediglich mit „M+S“-Kennzeichnung. In Gebirgsregionen der Schweiz sind solche Reifen bei Schnee oder Eis schnell überfordert; ihre Winterperformance ist deutlich eingeschränkt.

Sommerreifen im Winter: Das reale Risiko!

Folgende Gefahren treten mit Sommerreifen regelmässig auf:

  1. Auto kommt auf nasser, kalter Strasse kaum noch zum Stillstand

  2. Anfahren an Steigungen fast unmöglich

  3. Aquaplaning-Risiko deutlich erhöht

  4. Lenkreaktionen werden träge

  5. deutlich schlechteres Bremsverhalten in Kurven

  6. Auto rutscht in Kreiseln oder beim Abbiegen

  7. komplette Verlust der Fahrzeugkontrolle bei leichtem Schnee

Statistiken der Suva und des TCS zeigen: Unfälle im Winter sind in 60–80% der Fälle auf falsche Bereifung oder unangepasste Geschwindigkeit zurückzuführen. Zusätzlich weisen beide Organisationen darauf hin, dass viele dieser Unfälle mit der richtigen Bereifung vollständig vermeidbar wären. Besonders kritisch sind Situationen bei nasser Fahrbahn oder leichter Glätte, da Sommerreifen hier deutlich schneller an ihre Grenzen stossen.

Besonders heikel sind:

  1. schattige Bergab-Passagen

  2. Parkplatzausfahrten

  3. Brücken (kühlen schneller aus)

  4. Autobahnen in der Nacht

  5. Morgenfrost

 


M&S, Ganzjahresreifen, Winterreifen: Die Unterschiede:

M+S (Mud & Snow)

  • Keine einheitliche Norm

  • Keine verpflichtende Prüfung

  • Keine Garantie für echten Wintergrip
    → M+S sagt lediglich etwas über das Profil aus, nicht über die Wintertauglichkeit.

Ganzjahresreifen

Sie sind zwar besser als reine Sommerreifen, bleiben aber hinter Winterreifen zurück, besonders bei:

  • Bremsweg

  • Traktion

  • Schnee-Performance

  • Verhalten auf Eis

Für flache Schweizer Städte meist ausreichend, für Bergregionen jedoch klar zu schwach.

Winterreifen mit 3PMSF

Der 3-Peak-Mountain-Snowflake-Symbol ist die einzige Kennzeichnung, die echte Wintertauglichkeit garantiert.
→ Nur Reifen mit diesem Symbol sind nachweislich getestet und für Schnee und Eis anerkannt.

 


Fazit: Keine Pflicht, aber eine klare, verantwortungsvolle Empfehlung.

Winterreifen sind in der Schweiz zwar nicht gesetzlich vorgeschrieben,
für verantwortungsbewusstes, sicheres und versicherungskonformes Fahren jedoch unverzichtbar.

Winterreifen bedeuten:

  • deutlich kürzere Bremswege

  • bessere Traktion

  • stabile Spurkontrolle

  • weniger Unfallrisiko

  • Rechtssicherheit

  • keine Probleme mit der Versicherung

👉 Kurz gesagt: Winterreifen sind keine Pflicht, sie sind Vernunft, Schutz und Verantwortung. Sichere Reifen bedeuten sichere Fahrten. Mit Winterreifen kommst du zuverlässig durch jede kalte Saison.

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